Ivo Van Hove übernimmt Intendanz der Ruhrtriennale

1.11.2023

Der belgische Theaterregisseur und ehemalige künstlerische Leiter des Internationaal Theater Amsterdam (ITA) Ivo Van Hove hat am 1. November 2023 turnusgemäß für die Spielzeiten 2024–2026 die Intendanz der Ruhrtriennale übernommen und damit die Nachfolge von Barbara Frey angetreten, die das Festival von 2021–2023 leitete. 

Der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH hat Van Hove am 4. Mai 2022 einstimmig als Intendanten ernannt, sieht ihn mit „seinen internationalen Erfolgen und seiner langjährigen Erfahrung unter anderem als Leiter des größten Theaterensembles der Niederlande und Intendant eines renommierten Theaterfestivals“ als „großen Gewinn für die Ruhrtriennale und damit für die Kultur in Nordrhein-Westfalen insgesamt“. 

„Ich fühle mich geehrt, dass mich der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH gebeten hat, die Intendanz dieses fantastischen internationalen Festivals zu übernehmen, bei dem viele Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt in kurzer Zeit zusammenkommen“, so Van Hove. „Für mich persönlich ist es ‚zurück zu meinen Wurzeln‘ in die frühen 1980er-Jahre, als ich zusammen mit Jan Versweyveld an außergewöhnlichen Orten wie Hafenspeichern, einer alten Wäscherei, einem Keller und Wohnzimmern Theater machte. Die Ruhrtriennale gibt mir auch die Möglichkeit, neben den besonderen Spielstätten insbesondere das Musiktheater und das Theater in der Programmgestaltung zu fokussieren.“

Ivo Van Hove ist der Ruhrtriennale seit Jahren eng verbunden. Insgesamt fünfmal inszenierte er unter wechselnden Intendant:innen beim Festival der Künste, zuletzt 2015–2017 mit seiner Trilogie von Romanen des Niederländers Louis Couperus, beginnend mit „Die stille Kraft“ über „Die Dinge, die vorübergehen“ und „Kleine Seelen“. 

Zur Person

Ivo Van Hove (Belgien, 1958) begann 1981 seine Karriere als Theaterregisseur mit eigenen Inszenierungen wie „Disease germs“ und „Rumours“. Schon damals nutzte er gerne außergewöhnliche Orte wie Hafenspeicher, eine alte Wäscherei oder Kellerräume für seine Inszenierungen. Er war künstlerischer Leiter der Theatergruppe AKT-Vertikaal und des Theaters De Tijd in Antwerpen. Von 1990 bis 2000 war er Direktor von Het Zuidelijk Toneel in Eindhoven und leitete von 1998 bis 2004 das Holland Festival in Amsterdam. Von 2001 bis September 2023 war er Direktor des Internationaal Theater Amsterdam (ITA), ehemals Toneelgroep Amsterdam, dem größten Theaterensemble der Niederlande. Seit November 2023 ist er Intendant der Ruhrtriennale für die Spielzeiten 2024 bis 2026. 

Inszenierungen von Ivo Van Hove wurden u. a. beim Festival d'Avignon, beim Edinburgh International Festival, bei der Biennale von Venedig, beim Holland Festival, dem internationalen Theaterfestival Theater der Welt und bei den Wiener Festwochen aufgeführt. Er leitete die Ensembles von La Comédie-Française, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Schaubühne Berlin, dem Staatstheater Stuttgart, dem National Theatre London, dem Wiener Burgtheater sowie dem New York Theatre Workshop und arbeitete mit Schauspieler:innen wie Gillian Anderson,  Juliette Binoche, Bryan Cranston, Isabelle Huppert und Jude Law. Seine Produktionen werden in der ganzen Welt aufgeführt, von New York, London, Chile, Argentinien und Sydney bis Taipeh.  

Für den Theater- und Musicalproduzenten Joop van den Ende inszenierte er das Musical „Rent“. An der Vlaamse Opera inszenierte er „Lulu“ von Alban Berg und den gesamten Ring des Nibelungen von Richard Wagner (2006 – 2008). An der Niederländischen Nationaloper in Amsterdam inszenierte er Janáčeks „Die Sache Makropulos“ (2002), Tschaikowskys „Jolanthe“ (2004), Schrekers „Der Schatzgräber” (2012) und „Salome” (2017) von Richard Strauss. Im Jahr 2014 inszenierte er die Weltpremiere der Oper „Brokeback Mountain“ am Teatro Real. Van Hove führte am Broadway Regie bei „Ein Blick von der Brücke“ (2015) und „Hexenjagd“ (2016) von Arthur Miller. Mit David Bowie inszenierte er dessen letztes Werk, „Lazarus“. 

Bei der Ruhrtriennale war Ivo Van Hove in der Vergangenheit mit den Koproduktionen „Die stille Kraft“, „Die Dinge, die vorübergehen“ und „Kleine Seelen“ von Louis Couperus (2015 2017), mit „Rocco und seine Brüder“ von Luchino Visconti (2008) und „Teorema“ nach Pier Paolo Pasolini (2009) zu Gast. 

Am National Theatre in London inszenierte Ivo Van Hove 2017 „Network“ von Lee Hall mit dem Schauspieler Bryan Cranston. Ein Jahr später feierte das Stück Premiere im Cort Theatre am Broadway. Es wurde für fünf Tony Awards nominiert, den renommiertesten amerikanischen Theaterpreis. Am National Theatre in London führte er zudem u. a.  Regie bei „All About Eve“ mit der Schauspielerin Gillian Anderson und inszenierte seine Bühnenadaption von Hanya Yanagiharas Roman Ein wenig Leben“ (2023). Van Hove inszenierte unter anderem an der Opéra de Paris, De Nationale Opera Amsterdam, der Komischen Oper Berlin, De Vlaamse Opera und De Munt in Brüssel. Im Jahr 2023 gab er sein Debüt an der Metropolitan Opera New York mit zwei Opernproduktionen: Mozarts „Don GioVanni“ und „Dead Man Walking“ von Jake Heggie. Im Februar 2020 schufen Van Hove und die Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker eine radikale Neuinszenierung des Musicals „Westside Story, die am Broadway Theatre in New York uraufgeführt wurde. Unmittelbar danach, im März 2020, folgt Van Hoves Produktion „Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams, die mit der Hauptdarstellerin Isabelle Huppert am Théâtre de l'Odéon uraufgeführt wurde.